Tollwut bei einer illegal aus Kroatien eingeführten Hündin festgestellt

Dr. Klaus Danner (CVUA Freiburg)

 

Erster Tollwutfall im Regierungsbezirk Freiburg seit über 14 Jahren

Am 29. Dezember 2008 wurden im Gehirn einer ca. 6½ Monate alten, mittelgroßen Mischlingshündin bei der Untersuchung im Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Freiburg massenhaft Tollwutvirus-spezifische Fluoreszenzherde gefunden. Die Hündin zeigte laut Vorbericht des zuständigen Veterinäramtes zentralnervöse Symptome sowie aggressives Verhalten und wurde daraufhin eingeschläfert.

 

Der letzte im Regierungsbezirk Freiburg festgestellte Tollwutfall ereignete sich bei einem Schaf aus dem Landkreis Waldshut im August 1994.

 

Die Ermittlungen des Veterinäramtes ergaben, dass sie am 28. August 2008 illegal (ohne Tollwut-Impfung und Einfuhrgenehmigung) von Kroatien über Slowenien nach Deutschland (Lörrach) im Reiseverkehr eingeführt wurde. Zudem wurde ermittelt, dass die Hündin in Lörrach Kontakt zu mehreren Menschen und Tieren hatte.

 

Der positive Tollwutbefund der Immunfluoreszenz wurde in sofort eingeleiteten Bestätigungsuntersuchungen u.a. auch im Nationalen Referenzlabor für Tollwut am Friedrich-Löffler-Institut (FLI) in Wusterhausen bestätigt. Die zusätzlich im FLI durchgeführte Sequenzanalyse ergab im Vergleich zu den in Kroatien und Norditalien vorkommenden Tollwutviren eine sehr hohe Übereinstimmung, was als Hinweis für die Herkunft des Erregers bewertet wurde.

 

Im Herkunftsland Kroatien, wie auch in einigen anderen osteuropäischen Ländern spielt die Tollwut immer noch eine wichtige Rolle. Allein in Kroatien traten im Jahr 2008 insgesamt 1061 Tollwutfälle auf. Unter diesen befanden sich 79 Haustiere (Quelle: WHO Rabies Bulletin Europe).

 

Tollwutsituation in Europa im Jahr 2008 (Quelle: WHO Rabies Bulletin Europa, modifiziert)

Was ist eigentlich Tollwut?

Die Tollwut ist eine anzeigepflichtige Tierseuche und bedeutende Zoonose. Weltweit sterben laut Schätzung der Weltgesundheitsorganisation ca. 50.000 Menschen pro Jahr an Tollwut. Die Tollwut wird mit hoheitlichen Maßnahmen bekämpft und kommt in vielen Ländern der Erde vor.

 

Sie ist eine gefährliche Infektionskrankheit für Säugetiere und den Menschen, die durch ein Virus verursacht wird, das sich im Gehirn sowie im Speichel tollwutkranker Tiere befindet. Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch den Biss.

 

Die Inkubationszeit ist sehr variabel. Sie hängt maßgeblich von dem Abstand zwischen Eintrittsstelle (z.B. Bissverletzung) und Gehirn ab. Je nach Abstand kann sie wenige Wochen bis zu einem Jahr dauern.

 

Abb. 2: Immunfluoreszenz, Gehirn, Hund (To 668/2008) mit tollwutspezifischen FluoreszenzherdenBei infizierten Tieren verläuft die Krankheit meist akut und endet innerhalb einer Woche (max. 10 Tage) mit dem Tod. Anzeichen einer Infektion sind Wesens- und Verhaltensänderungen wie erhöhte oder verminderte Erregung, Aggressivität, Benommenheit oder Wasserscheue. Wildtiere verlieren ihre angeborene Scheu und dringen bis in Ortschaften vor, sind orientierungslos, angriffslustig oder beißsüchtig.

 

Die endgültige Diagnose „Tollwut" erfolgt im Labor mittels Untersuchung des Gehirnes eines verdächtigen Tieres.

 

In Europa sind die Wildfüchse für die Tollwut besonders empfänglich und spielen daher bei deren Verbreitung eine entscheidende Rolle. In vielen europäischen Ländern existieren effiziente Tollwutbekämpfungsprogramme, bei denen Tollwutimpfung sowie flächendeckende Untersuchung toter Wildtiere im Mittelpunkt stehen.

 

Für die Tollwutimpfung der Wildfüchse hat sich die Schluckimpfung mit einem speziellen Impfköder bestens bewährt. Infolge dieser Maßnahmen erfüllte Deutschland erstmals die Kriterien des Internationalen Tierseuchenamtes (OIE) für den Status „tollwutfrei", was im November 2008 mit einem Festakt im Frankfurter Römer feierlich gewürdigt wurde.

Illegale Tiertransporte, Krankheiten kennen keine Grenzen

Abb. 3: Poster „Krankheiten kennen keine Grenzen“Durch die illegale Einfuhr von Tieren wurden im Jahr 2008 insgesamt 5 Tollwutfälle in anerkannt tollwutfreien EU-Mitgliedsstaaten verursacht. So gelangte die Tollwut auf diese Weise 2 x nach Frankreich, sowie je 1 x nach Belgien, Deutschland und England.

 

Zur Aufrechterhaltung und Kontrolle des Status „tollwutfrei" sind auch weiterhin intensive Kontrolluntersuchungen bei den empfänglichen Wildtieren sowie intensive Kontrollen zur Verhinderung der illegalen Einfuhr von Hunden/Katzen im Reiseverkehr erforderlich. Unterstützend wirken in diesem Vorhaben auch Aktionen, wie z.B. die Europäische Veterinärwoche, in denen die Bürger mit entsprechenden Postern und Informationsständen unter anderem auch über die Risiken des illegalen Tiertransportes informiert werden.

 

Das Land Baden-Württemberg hat sich mit großem Engagement an der Europäischen Veterinärwoche im November 2008 beteiligt. Wie wichtig das Thema „Illegale Einfuhr von Tieren" ist, verdeutlicht der kaum einen Monat später bei uns aufgetretene Tollwutfall.

 

Weitere Informationen

http://www.mlr.baden-wuerttemberg.de/Tollwut/30013.html

 

 

Artikel erstmals erschienen am 17.06.2009