Dioxine und dioxinähnliche Verbindungen

Rainer Malisch, Kerstin Wahl (beide CVUA Freiburg)

 

Dioxine

Unter dem Begriff "Dioxine" werden insgesamt 210 chemische Verbindungen mit einer ähnlichen Struktur zusammengefasst: 75 polychlorierte Dibenzo-p-dioxine (PCDD) und 135 polychlorierte Dibenzofurane (PCDF). Dioxine gehören zu den giftigsten chlororganischen Verbindungen. Durch ihre gute Fettlöslichkeit und ihre Langlebigkeit reichern sie sich in der Nahrungskette an. Nach heutiger Kenntnis nimmt der Mensch diese Substanzen fast ausschließlich über die Nahrung auf. Mit Dioxinen belastete Lebensmittel können daher für die Verbraucher ein gesundheitliches Risiko darstellen.

 

Dioxinähnliche Verbindungen:
nicht-ortho- ("koplanare") und mono-ortho-substituierte PCB

Bei toxikologischen Neubewertungen von Dioxinen und dioxinähnlichen Verbindungen in den letzten Jahren wurden auch bei bestimmten polychlorierten Biphenylen (PCB) dioxinähnliche Eigenschaften festgestellt. Daher sind auch diese Substanzen in den Blickpunkt des Interesses gerückt.

 

Dioxinähnliche Verbindungen weisen ähnliche Struktur-Wirkungsbeziehungen auf wie 2,3,7,8-TCDD, das als "Seveso-Dioxin" bekannt wurde. Dazu gehören unter anderem bestimmte polychlorierte Biphenyle, bei denen 3 Gruppen unterschieden werden:

 

  • PCB ohne Chlorsubstitution in ortho-Position ("non-ortho PCB", "koplanare PCB"). Weil hier die zur Ringknüpfung benachbarten ortho-Positionen nicht substituiert sind, liegen die beiden Ringe fast in derselben Ebene (koplanare Konformation).
  • PCB mit einfacher Chlorsubstitution in ortho-Position ("mono-ortho PCB"); aus sterischen Gründen kommt es zu leichter Verdrehung der Ringe, koplanare Konformation ist nicht möglich.
  • Bei ortho-substituierten PCB-Kongeneren mit Chloratomen in der 2- und/oder 6-Position ("di-ortho PCB") sind die Phenylringe bis maximal 90 ° gegeneinander verdreht.

Gesundheitliche Beurteilung

Bei einem beträchtlichen Teil der Bevölkerung wird die vom wissenschaftlichen Lebensmittelausschuss der EU empfohlene duldbare Aufnahme an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB überschritten. Die Europäische Kommission entwickelte daher eine Strategie zur Reduktion der Dioxingehalte in der Nahrungskette.

Zur Verringerung des Vorkommens von Dioxinen und PCB in Lebensmitteln und Futtermitteln verfolgt die Kommission eine Strategie, die sich bei legislativen Maßnahmen auf zwei Säulen stützt:

 

  • die Festlegung von Höchstmengen für Lebensmittel (VO (EG) Nr. 1881/2006 der Kommission vom 19. Dezember 2006) und Futtermittel (Richtlinie 2002/32/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 7. Mai 2002) auf einem niedrigen, aber praktikablen Niveau;
  • die Festlegung von Werten, die bei höheren als den erwünschten Dioxinwerten in Lebens- und Futtermitteln "Frühwarnungen" auslösen (Empfehlung 2013/711/EU der Kommission vom 3. Dezember 2013, Richtlinie 2002/32/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 7. Mai 2002).

 

Die Höchstgehalte wurden dadurch so festgelegt, dass der weitaus größte Teil der Lebensmittel und Futtermittel, der die übliche Hintergrundbelastung aufweist, verkehrsfähig ist, aber deutlich erhöhte Belastungen aus speziellen Kontaminationen verfolgt werden können. Ausschließlich auf der Festsetzung von Höchstgehalten basierende Maßnahmen würden die Dioxinexposition nicht ausreichend reduzieren. Daher sind die zwei Säulen der legislativen Maßnahmen nur im Verbund und zusammen mit Maßnahmen zur Emissionssenkung geeignet, die Exposition zu verringern.

 

Detaillierte Angaben zu den untersuchten Proben können Sie den entsprechenden Kapiteln in unseren Jahresberichten entnehmen.

 

Weitere Informationen

Allgemeine Hintergrundinformationen zu Dioxinen und PCB

Statusbericht zu Dioxinen in Eiern

 

 

Artikel erstmals erschienen am 25.09.2008