Furan

Dr. Th. Kuballa (CVUA Karlsruhe)

 

Furan ist ein Stoff, der in zahlreichen Lebensmitteln vorkommt und für den Menschen möglicherweise eine krebserregende Substanz darstellt. In geröstetem Kaffee sind die höchsten Furankonzentrationen festgestellt worden. Kaffeegetränke stellen deshalb für den durchschnittlichen Erwachsenen die größte Eintragsquelle von Furan dar. Für Babys stellt verzehrsfertige, gemüsehaltige Babynahrung die größte Eintragsquelle von Furan dar. Auch wenn nach derzeitigem Kenntnisstand nicht von einer akuten Gesundheitsgefahr auszugehen ist, sind umfangreiche Untersuchungen mit dem Ziel einer Minimierung im Sinne des vorbeugenden gesundheitlichen Verbraucherschutzes notwendig.

Reines Furan ist eine farblose Flüssigkeit und mit einem Siedepunkt von 31°C sehr flüchtig. Es ist in organischen Lösungsmitteln leicht löslich und in Wasser unlöslich. Hohe Konzentrationen reizen Augen und Atemwege. Organisch-chemisch betrachtet ist das Furanmolekül ein ungesättigter heterozyklischer Fünfring mit Sauerstoff als Heteroatom.

 

Für die Bildung von Furan in Lebensmitteln gibt es mehrere Möglichkeiten, die je nach Lebensmittelzusammensetzung unterschiedlich sind. Allen maßgeblichen Bildungswegen liegt ein Erhitzungsprozess wie Kochen oder Rösten zu Grunde. Als Vorläufer werden in Lebensmitteln vorkommende Kohlenhydrate, Aminosäuren, Ascorbinsäure, mehrfach ungesättigte Fettsäuren oder sogenannte Precursoren wie etwa 2-Furancarbonsäure diskutiert.

 

Furan in Lebensmitteln - ein Risiko?

Der erste chemische Nachweis von Furan als Bestandteil des Kaffeearomas wurde bereits 1938 geführt. Arbeiten aus dem Jahre 1964 zeigten Furan als Grundkörper einer Vielzahl von flüchtigen Verbindungen in Kaffee. Nachdem Furan im Rahmen des National Toxicology Projektes von 1993 nach umfangreichen toxikologischen Prüfungen als karzinogen im Tierversuch erkannt wurde, stufte auch die International Agency for Research on Cancer der WHO (IARC) Furan als möglicherweise krebserregend für den Menschen ein.

Im Mai 2004 veröffentlichte die US Food and Drug Administration (FDA) neue Untersuchungsergebnisse über das Vorkommen von Furan in verschiedenen Lebensmitteln, die auch durch Untersuchungen baden-württembergischer Untersuchungseinrichtungen bestätigt werden konnten. Dabei zeigte sich, dass Furan in verschiedenen verarbeiteten bzw. erhitzten Lebensmitteln in Mengen bis zu 125 µ/kg, in Kaffee bis zu 6000 µg/kg vorkommt.

 

Reines Furan hat sich in Tierversuchen als kanzerogen (= krebserregend) erwiesen. Beim gegenwärtigen Stand des Wissens kann auch eine Gefährdung des Menschen angenommen werden. Die Internationale Krebsagentur (IARC) hat Furan als mögliches Humankanzerogen eingestuft (Group 2b "possibly carcinogenic to humans").

Nach derzeitigem Kenntnisstand ist jedoch nicht von einer akuten Gesundheitsgefahr auszugehen.

 

Weiteres Vorgehen

Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (European Food Safety Authority, EFSA) sammelt derzeit Daten, um eine Risikobewertung für die gesamte EU zu erarbeiten.
In Deutschland führen die Bundesländer in enger Abstimmung mit dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) Monitoring-Untersuchungen durch. Diese Ergebnisse sollen die zu erarbeitende Risikobewertung auf EU-Ebene unterstützen.

 

Weitere Informationen

Bericht des BfR zum Vorkommen von Furan in Lebensmitteln
US Food and Drug Administration: Exploratory Data on Furan in Food (engl.)

Jahresbericht 2004 Überwachung von Lebensmitteln, Bedarfsgegenständen, Kosmetika und Futtermitteln, Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg

Jahresbericht 2005 Überwachung von Lebensmitteln, Bedarfsgegenständen, Kosmetika und Futtermitteln, Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg

Jahresbericht 2006 Überwachung von Lebensmitteln, Bedarfsgegenständen, Kosmetika und Futtermitteln, Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg

Jahresbericht 2007 Überwachung von Lebensmitteln, Bedarfsgegenständen, Kosmetika und Futtermitteln, Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg

 

 

 

Artikel erstmals erschienen am 17.07.2008